Geschichte und Entstehung der Hecke
Die Bezeichnung Hecke geht auf das alldeutsche Wort hegga (= hegen, einhegen, umzäunen) zurück und ist ein linienförmiger Aufwuchs (ein- oder mehrreihig) dicht stehender Sträucher. Die Silbe heck bedeutet beschützen, behüten.
Bereits zur Zeit der Römer wurden die Hecken in Gallien erwähnt. Dort wurden sie vom Volkstamm der Nevier durch Säen von Bäumen angelegt. So haben sie sich vor eindringenden Nachbarn, die auf Beutezügen zu ihnen kamen, geschützt. Die Hecke beschreibt die Abgrenzung eines Ortes im Allgemeinen oder einer Heckenumpflanzung im Speziellen. Ein Beispiel sind die Wallhecken oder „Knicks“ in Norddeutschland. Es sind meist künstlich errichtet angelegte Erd-, Stein oder Torfwälle die mit Gehölzen bewachsen sind. Einige von ihnen sind älter als 5000 Jahre. Lesesteinhecken sind entstanden beim Auflesen der Steine vom Ackerland. Sie findet man in der Fränkischen Alb oder die als „Hage“ bezeichneten Baumhecken im Vorland der bayerischen Alpen. Ortsbezeichnungen mit hagen oder ha(a)g im Namen sind häufig. In manchen Gegenden, vorwiegend im Westen Deutschlands, werden daher im Volksmund auch Niederwälder als Hecken bezeichnet.
Kastenförmig, formal geschnittene Hecken, sogenannten Laubengänge, entstanden in der Barockzeit und man findet sie auch heute noch in Schlössern und historischen Parkanlagen.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts brachte die Marktenteilung weite Teile des Agrarlandes in Privatbesitz. Die Hecke an der Grenze legte die Besitzverhältnisse klar und diente als Umzäunung für Vieh und als Schutz vor menschlichen wie tierischen Eindringlingen.
Diese Bewirtschaftungsweise lässt sich also vom Altertum bis zur „traditionellen“ Kulturlandschaft, die von der Landwirtschaft stark geprägt ist, verfolgen.
Aufbau einer Hecke
Natürliche Hecken wirken auf den ersten Blick meist ungeordnet. Sie lassen sich in verschiedene Bereiche einteilen, die den unterschiedlichsten Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum dienen.
Saumzone – Mantelzone – Kernzone – Mantelzone – Saumzone
Die Baumschicht umfasst alle Holzgewächse über 5m Höhe.
Die Strauchschicht beherbergt die Holzgewächse von 0,5 bis 5m Höhe.
Zur Krautschicht werden alle krautartigen Pflanzen sowie Holzgewächse bis 0,5m Höhe gezählt.
Zur Bodenschicht gehören die Moose, Flechten und Pilze.
Die Artenzusammensetzung der Gehölze variiert je nach Region. Sie setzen sich aus einer vielfältigen Flora zusammen. Dazu zählen Weißdorn, Hainbuche, Weidengewächse, Schlehe, Holunder, Haselnuss und Stileiche. Übergang zur Staudensaum sind Wildrosen, Brombeere am häufigsten. In der Saumzone finden sich viele Arten wie Maiglöckchen, Lerchensporn und Buschwindröschen.
Lebensraum Hecke
Hecken finden wir in unseren Feldfluren, entlang von Wegen und Straßen, an Ortsrändern und im Siedlungsbereich. Die Hecke ist ein Biotop von Menschenhand angelegt.
Die traditionelle Kulturlandschaft zeichnet sich also dadurch aus, dass ihre landwirtschaftlichen genutzten Gebiete abwechslungsreiche Lebensräume unterhalten. Felder, Wiesen und Weiden sind von Hecken durchzogen. Feldgehölze, Gebüsch-Inseln und Einzelbäume finden sich ebenso wie Streuobstbestände, Acker- und Wegraine und Lesesteinhaufen. Der die Agrarlandschaft durchziehende Bach ist von Bäumen und Sträuchern umsäumt. All diese Strukturen beherbergen eine Fülle von Lebewesen und üben Funktionen aus, die in ökologischer und ökonomischer Hinsicht von Bedeutung sind. Dort wo Gebiete dicht von Gehölzen durchzogen wird, findet sich eine arten- und individuenreiche Tierwelt.
Tierwelt
Hecken bieten zahlreiche ökologische Nischen, die von vielen Lebewesen angenommen werden und als Wohnungsraum werden sie genutzt:
Der Boden mit seinen Steinhöhlen und der Bodenvegetation von Eidechsen, Blindschleichen, Erdkröte zur Überwinterung.
Der Saum mit seiner Boden- und Strauchvegetation profitieren vor allem Spinnen- und Insektenarten wie Wanzen, Blattkäfer, Schmetterlinge, Wildbienen und Laufkäfer.
Die Gehölze mit ihren unterschiedlichen Höhen sind Lebensraum für Vögel, Nahrung durch fruchttragende Sträucher und Schutz vor Witterung und Feinden. Sie sind auch Lebensraum für Säugetiere, wie Feldhase Rotfuchs, Igel, Haselmaus und Fledermäuse.
Pflanzenwelt
Der Artenreichtum bei den Blütenpflanzen ist sehr hoch. Häufigsten Vertreter, die den Saum von Hecken besiedeln sind:
Scharbockskraut, Wiesenschaumkraut, Lungenkraut, Goldnessel, Buschwindröschen, Lerchensporn, Lichtnelke, Odermennig, Klettenarten, Brennnessel, Knoblauchrauke, Labkraut und viele Gräser. Sie locken zahlreiche Insekten darunter besonders Schmetterlinge an.
Seit Beginn der Flurbereinigung in den 70-er Jahren, ist die traditionelle Kulturlandschaft in weiten Teilen verschwunden. Ein Blick in die heutige Agrarlandschaft unseres Landes zeigt wie die Flurbereinigungverfahren in den letzten Jahrzehnten die traditionellen Kulturlandschaft zur großflächig ausgeräumten, maschinengerechten, technophilen Landschaft umgestaltet.
Entlang von Wegen und Straßen gibt es kaum noch Hecken. Die Straßenränder werden mehrmals im Jahr oft zum falschen Zeitpunkt gemäht. In stark landwirtschaftlich geprägten Gegenden fahren wir durch Maiswälder – ein Maisfeld nach dem anderen. Eine abwechslungsreiche Landschaft verschwindet immer mehr und damit auch ihr Artenreichtum.
Hecken im Garten
Die Nutzung von Hecken in Privatgärten hat einen bäuerlichen Ursprung. In vielen Bauerngärten finden sich noch immer niedrige Buchshecken. Eine Gartenhecke, die sich aus gleichen oder unterschiedlichen Sträuchern zusammensetzt, dient in erster Linie als Sichtschutz. Gerade in dicht besiedelten Wohngebieten wurde sie gerne eingesetzt. In Einfamilienhaussiedlungen übernimmt diese Form die Funktion des Zaunes.
Eine lange Tradition als Gestaltungselement in Gärten hat auch die Niederhecke. Vorwiegend im Westen Deutschland werden Bäume wie Eiche, Hasel, Esche, Hainbuche auf Stock gesetzt und das geschlagene Holz wird als Brennholz genutzt. Im Volksmund werden diese Niederwälder auch als Hecken bezeichnet.
Die geschnittene Hecke war ebenfalls ein traditionelles und sehr altes Gestaltungselement. Geschnittene Hecken sind zwar künstliche Pflanzungen und müssen mindestens einmal im Jahr geschnitten werden. Sie sind besonders für Vögel ein wichtiger Lebensraum.
Alternativ bietet eine offene Gartenhecke, mit heimischen Sträuchern gepflanzt, vielen Tieren ein abwechslungsreiches und ausreichendes Angebot an Nahrung und Lebensraum. Die Auswahl der Sträucher (Höhe und Breite) richtet sich nach Größe des Gartens und den Standortbedingungen. Beispiele für heimische Sträucher sind die Kornelkirsche, Wildrose, Holunder, Vogelbeere, Schneeball und Felsenbirne.
In den letzten 10-15 Jahren hat im Siedlungsbereich bedauerlicherweise die „Wohnzimmerkultur“ Einzug gehalten. Es entstehen keine Lebensräume mehr – sondern überwiegend Schottergärten. Diese Gärten sind keine Oasen mehr sondern nur noch Alpträume.
Hecken kennt doch jetzt jeder – oder nicht?!